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Der Leib Christi hat Corona... und verzichtet auf Gottesdienste - Frische Mitteilungen #30
Vor einigen Tagen habe ich in einer Weihnachtsandacht den provokativen Satz gelesen: Der Leib Christi hat Corona. Denn, so die Begrüdung, wenn wir uns an das Wort im Johannesprolog (Johannesevangelium, Kapitel 1) halten: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“, werde deutlich, dass Jesus kein Über-Mensch, kein Geist-Mensch mit göttlichen Eigenschaften war, als er auf die Welt kam. Nein, Christus wurde Mensch aus Fleisch und Blut. Und wie anfällig wir fleischlichen Menschen in unseren ganzen Körperlichkeit sind, das bekommen wir dieses Jahr bis heute sehr deutlich vor Augen geführt. Als bedürftige Wesen aus Fleisch und Blut sind wir verbunden, in Schmerzen und Ängsten, aber auch in Heilung und Wiederherstellung.
Seit Jesus Christus zum Himmel aufgefahren ist, ist die Gemeinde Jesu der Leib Christi auf dieser Welt. Wir sind miteinander verbunden und Christus ist mit uns verbunden. Und wenn ein Glied leidet, dann leiden alle Glieder. Deshalb kann es uns nicht unberührt lassen, was derzeit in unserem Land und weltweit passiert. Seit gestern sind wir wieder in einem harten Lockdown und erleben massive Kontaktbeschränkungen. Beinahe alle öffentlichen Häuser, in denen sich Menschen versammeln können, wurden geschlossen, mit Ausnahme der Gemeindehäuser. Doch ist das richtig so, dass wir weiterhin fröhlich zusammenkommen, während anderswo die Menschen um ihre Leben oder zumindest um ihre Existenz ringen?
Diese - etwas lang geratene - Einleitung führt nun zu der eigentlichen Meldung für unser aktuelles Gemeindeleben: Mit Beschluss der Gemeindeleitung von dieser Woche werden wir ab sofort keine Präsenzgottesdienste mehr anbieten!
Dazu schreibt unser Gemeindeleiter Thomas Vorwerk in einem Grußwort an die Gemeinde:
"Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten, schreibt Paulus an die Gemeinde in Korinth, um ihnen die Freiheit des christlichen Lebens zu erklären (1.Kor. 6, 12). So ähnlich könnte man die gegenwärtige Situation empfinden: Noch sind im gegenwärtigen Corona-Lockdown Gottesdienste offiziell erlaubt, aber ist es deshalb auch richtig, sich weiterhin jeden Sonntag in unseren Räumen in der Deulstraße zu treffen?
Am 15. Dezember hat die Gemeindeleitung in einer Telefonkonferenz getagt und wir haben uns gefragt, ob wir es wirklich noch verantworten können, mit ca. 40-50 Geschwistern regelmäßig im Gottesdienst zusammenzukommen - in einer Zeit, in der Zusammenkünfte von mehr als 5 Personen aus 2 Haushalten nicht erlaubt sind und wir bis zu 952 Pandemie-Tote an einem Tag in Deutschland beklagen müssen. Die Bundeskanzlerin hat uns eindringlichst ermahnt, jeden nicht unbedingt notwendigen Kontakt zu vermeiden, um die völlig aus dem Ruder gelaufenen Infektionszahlen wieder einzudämmen.
Deshalb haben wir als Gemeindeleitung schweren Herzens aber einmütig beschlossen, ab sofort unsere Gottesdienste nur noch als Livestream-Gottesdienste stattfinden zu lassen. Die Gottesdienste werden dabei wie gewohnt, und wie auch schon zum Teil geplant, gestaltet, also mit Moderation, vorgetragenen Liedern und einer Predigt. Es werden dabei nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Deulstraße anwesend sein, die den Gottesdienst gestalten und übertragen, alle anderen sind eingeladen, den Gottesdienst zuhause vor dem Bildschirm zu verfolgen. Die einzige Ausnahme wird zu Heiligabend unser Weihnachtsgarten sein, der wie geplant stattfinden wird. Diese Entscheidung haben wir in einer Ausnahmesituation getroffen und bis zum 31.01.2021 befristet, Wir hoffen und beten alle, dass sich die Lage in der Corona Pandemie bis dahin verbessern wird.
Für alle Geschwister, die keine Möglichkeit haben, unsere Gottesdienste im Internet auf der YouTube-Plattform zu verfolgen, werden wir zusätzliche Möglichkeiten anbieten, den Gottesdienst wenigstens hören zu können. So werden wir z.B. unser Predigttelefon unter der Rufnummer 030 66006353, auf dem die jeweils letzte Sonntagspredigt zu hören ist, wieder in Betrieb nehmen. Auch können gern CDs bestellt werden, die dann per Post nachhause geschickt werden.
Möge uns Gott in dieser schweren Zeit begleiten!
Im Auftrag der Gemeindeleitung,
Thomas Vorwerk“
Diese Maßnahmen sind – gerade so kurz vor den Weihnachtstagen – ein harter Einschnitt in unser Gemeindeleben. Und mich persönlich als Gemeindepastor schmerzen sie sehr. Doch auch zu unserer Gemeinde gehören viele Menschen aus der Risikogruppe und eine ganze Reihe unserer Mitglieder arbeiten im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten. Sie berichten von der zunehmend kritischer werdenden Lage in den Arztpraxen und Krankenhäusern. Wir als Gemeinde wollen deshalb unserer Verantwortung zur Eindämmung der Pandemie ernstnehmen.
Der Generalsekräter unseres Bundes (BEFG), Christoph Stiba, drückt das in einem Brief zur aktuellen Corona-Lage so aus: „In diesem Dilemma (von der Zulässigkeit der Gottesdienste einerseits und der aktuellen Pandemie andererseits) könnte ein freiwilliger Verzicht von Gemeinden, Präsenz-Gottesdienste durchzuführen, ein verantwortliches Signal der Solidarität sein: Wir dürfen, aber wir nehmen Rücksicht. Nicht aus Zwang, sondern aus freien Stücken. Die Religionsfreiheit wird gewahrt und wir leben sie als Freiheit zum Verzicht.“
Wir verzichten also auf Präsenz-Gottesdienste, aber wir sagen sie nicht ab. Und die gute Nachricht ist: Wir müssen nicht Weihnachten retten, Weihnachten rettet uns. Wie habe ich es in einem Online-Beitrag vom Eulemagazin so schön gelesen: „Weihnachten passiert, ob wir es feiern oder nicht. Gottes Menschwerdung wird ja nicht wie ein Abo um ein Jahr verlängert, weil es als Krippenspiel in den Gemeinden aufgeführt wird. Gottes Liebe wirkt in unserem Leben auch jenseits der Gottesdienstfeier – wie könnte man als Mensch nur versuchen, den Höchsten klein zu halten und zu reduzieren!“ Lassen wir uns also von Weihnachten, genauer vom weihnachtlichen Gott, retten.
Unser Weihnachtsgarten steckt voller Momente, die uns die heilige Nacht näher sehen, hören und erleben lassen. Mit lebendiger Krippe, Krippenspiel, Weihnachtsbotschaft, Gebetssternen, Weihnachtskrippen-Ausstellung, Lagerfeuer im Gemeindegarten mit Weihnachtsliedern.
Du bist willkommen! Am Heiligabend in der Deulstraße 16! Komm irgendwann in der Zeit zwischen 15 - 17 Uhr und erlebe die Weihnachtsbotschaft einmal ganz anders! Wir werden natürlich auf die Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregeln achten!
Als Geschenk bekommst du vor Ort dieses kleine Heft mit Liedern und Texten zu Weihnachten, und einem Segensgruß aus deiner Gemeinde.
Als ganz kleingeschriebenen Nachsatz möchte ich noch anfügen: Wer zu einem der kommenden Gottesdienste doch vor dem Gemeindehaus stehen wird, dem wird nicht die Tür zugeschlagen. Aber die Empfehlung bleibt, wo irgend möglich: Bleibt zuhause! Und feiert Weihnachten! Denn:
Es wird nicht immer dunkel sein – so klingt seit alter Zeit/
das Wort der Hoffnung hell hinein in Menschentraurigkeit. /
Und halten auch die Hirten noch im Finstern ängstlich Wacht, /
hat doch Gott schon den Himmel aufgemacht in der Nacht, /
hat doch Gott schon längst den Himmel aufgemacht.
(Manfred Siebald, in: Feiern & Loben Nr. 216)
Wer möchte einen persönlichen Eindruck aus dem Jahr 2020 mit der Gemeinde teilen? Der kann diesen aufschreiben und an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! senden oder ihr nutzt den Anrufbeantworter im Gemeindebüro für eine mündliche Botschaft: 030-535 06 59. Alle Beiträge werden beim Jahresabschlussgottesdienst am 27.12.2020 vorgetragen.
Wer ein Anliegen hat und mich persönlich sprechen möchte, der nutzt in nächster Zeit am Besten folgende Rufnummer und landet bei mir im Homeoffice: 030-530 11 703.
Vielleicht möchten manche gerne eine Weihnachtsandacht im Wohnzimmer feiern und wissen noch nicht genau wie. Viele Andachtsvorschläge bietet die Evangelische Nordkirche auf ihrer Online-Plattform Gottesdienstkultur Nordkirche. Ich finde die Vorschläge in ihrer Kürze und mit ihren Einfällen alltagsnah und gut umsetzbar. Es gibt Ideen für Weihnachten mit Kindern im Wohnzimmer, Weihnachten allein im Wohnzimmer, Heiligabend zuhause oder Weihnachten unterm Sternenzelt mit einem liturgischen Spaziergang.
Wer die Weihnachtsgeschichte lieber mit der Spannung eines Tatorts mag, dem empfehle ich den Adventskalender von der Weihnachts-Fest-nahme mit 24 kurzen Videos rund im die biblische Weihnachtserzählung. Sehr lustig, spannend und professionell aufbereitet. HIER gehts zum Trailer.
Trotz allem oder gerade wegen allem, was dieses Jahr so schwierig gemacht hat:
Ich wünsche euch ein gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest!
Kommt gut ins neue Jahr!
Und nicht vergessen:
Gott ist stärker. Gott ist da. Für uns.