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Kreuz 1.2

Willkommen zu dieser Sonderausgabe der Frischen Mitteilungen, die euch auf das Thema von Karfreitag einstimmen soll. An diesem Tag steht noch mehr still, als in diesen Wochen sowieso schon ruht. Was fange ich an, wenn um mich herum alles ruhig ist? Was höre ich besonders deutlich, wenn alles um mich herum leise wird?

Am Karfreitag denken wir an die Verurteilung und Kreuzigung von Jesus Christus. In den vergangenen Jahren haben wir als Baptistengemeinde Oberschöneweide das in einem Gottesdienst mit den Bildern und Texten des Ökumenischen Kreuzweg der Jugend getan. Für einige gehörten diese Gottesdienste zu den bewegendsten im ganzen Jahr. Nun sehen wir uns leider dieses Jahr nicht im Gottesdienst. Doch vier Bilder aus dem diesjährigen Jugendkreuzweg findet ihr in diesem Newsletter. Dazu selbst gestaltete Texte zu den Stationen. Die Worte sind so einfach und kurzweilig wie möglich gehalten, damit sie für alle Generationen leicht verständlich und nachvollziehbar sind. Vielleicht erscheint das jemandem allzu einfach gehalten. Doch könnte es nicht sein, dass sich manches Tiefgründige hinter einer schlichten Fassade verbirgt?


Ich lade dazu ein, am Karfreitag bei einem gemeinsamen Spaziergang in einem Park oder Waldstück diesen kleinen Kreuzweg gemeinsam mit der Familie, dem Partner/ der Partnerin oder mit einem Freund/ einer Freundin zu gestalten. Alternativ lässt sich der Kreuzweg auch zuhause "begehen". Dann bietet es sich an, einen Tisch zu gestalten, zum Beispiel mit einem dunklen Tuch und einer angezündeten Kerze darauf. Bei der 4. Station wird die Kerze dann ausgeblasen.


Christe du Lamm Gottes

Als Einstimmung und Hinführung zum kleinen Kreuzweg kann ein Lied helfen, zum Beispiel das alte Passionslied von 1528 "Christe, du Lamm Gottes". Wir finden es im Liederbuch "Feiern & Loben" unter der Nr. 237. Und hier gibt es eine schöne Chorversion zum Mitsingen.

"Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm dich unser. 
Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm dich unser.
Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, gib uns deinen Frieden.
A-men."

Für einen Kreuzweg-Spaziergang gehen wir nun nach draußen.  


1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt

1.Station

Jesus wird festgenommen wie ein Verbrecher. Dabei hatte er gar nichts Böses getan. Doch Jesus hat sich sogar um die gekümmert, die nicht so beliebt waren. Deshalb haben manche gedacht: „Der Jesus ist auch nicht besser. Und dann sagt er auch noch, dass er von Gott kommt. Das darf nicht sein.“ Manchmal können wir Menschen schlimm zueinander sein.

Symbolische Handlung: Jede/r von uns hebt einen Stein auf, als Zeichen für das Schwere im Leben, und nimmt ihn mit. Wir gehen - jede/r mit ihrem/seinen Stein - ein Stück weiter. 


2. Station: Jesus fällt unter dem Kreuz

2. Station

Jesus soll ein Kreuz tragen. Die Last wird ihm zu schwer. Jesus hatte zu Gott gebetet: „Gott gib mir die Kraft, die ich brauche. Ich will nicht sterben. Aber wenn es sein muss, dann soll es so geschehen, wie du willst.“ Da kommt einer dazu und hilft ihm, das Kreuz zu tragen.

Einer nimmt den Stein von einem anderen und trägt beide Steine ein Stück. Dann nimmt der Andere beide Steine für ein Wegstück. (Wer den Weg allein geht, kann den Stein auch einfach gegen einen kleineren Stein eintauschen).  


3. Station:  Jesus wird an das Kreuz genagelt

3. Station

Die Leute haben Jesus ausgelacht und verspottet: „Wenn du wirklich so stark bist, wie du sagst, dann komm doch runter vom Kreuz.“ – Jesus ist sogar so stark, dass er nicht zurückschlägt. Er erträgt die Schmerzen.

Wir legen unsere Steine so zusammen hin, dass es eine Kreuzform bildet. 
Wir können noch einmal das Lied singen: Christe, du Lamm Gottes.
Wir bleiben an dem Platz stehen für die nächste Station.
 


 4. Station: Jesus stirbt am Kreuz

4. Station

Die Freunde von Jesus konnten es nicht glauben. Wie konnte das sein? Jesus kam doch von Gott? Erst nach und nach verstanden die Freunde von Jesus: Sogar durch das Kreuz lässt Gott Gutes entstehen, Jesus ist weiterhin für uns da, Gottes Liebe ist stärker als der Tod.

Wir haben einen Moment der Stille.

Wir beten: Herr Jesus, vom Vater bist du gekommen und zum Vater gehst du zurück. Du wirst wieder eins mit ihm. In den Tiefen unseres Lebens lass uns daran festhalten, dass du diesen Weg uns vorangegangen bist. Manches muss einfach geschehen, auch wenn wir den tieferen Sinn nicht immer ganz verstehen. Auch wenn Dunkelheit uns umgibt, dürfen wir wissen, dass du da bist. Du bist für uns da. Dafür danken wir dir. Hilf uns zu glauben, auch wenn sich Unglaube in uns immer wieder breit macht. Hilf uns bei dir auch die Schwachheit auszuhalten. Amen.

Wir können auf das Steinkreuz eine Blume oder einen grünen Zweig hinlegen.
Wer möchte, kann den Kreuzweg mit einem gemeinsamen Vater Unser-Gebet abschließen.


Zur theologischen Vertiefung

Heute vor 75 Jahren, am 9. April 1945, verstarb einer der bekanntesten und bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunders, Dietrich Bonhoeffer, erhängt durch die Nazis. Zu diesem Anlass möchte ich ihn an dieser Stelle zu Wort kommen lassen. Bonhoeffer hat die Christen zu einer radikalen und konsequenten Nachfolge Jesu aufgerufen. Denn, so war er überzeugt, ein Christsein als Freibrief für ein sorgloses Leben wäre eine "billige Gnade", die nichts mit dem zu tun hat, was Jesus verkündet hat. Manche seiner theologischen Überlegungen bieten noch heute Sprengstoff. Zum Beispiel wenn er an seinen Freund Eberhard Bethge schreibt, dass er ein religionsloses Zeitalter anbrechen sieht und deshalb die Verkündigung heute religionslos daherkommen muss, also auf überkommene Riten und Vorstellungen verzichten sollte. Gott ist nicht mehr droben im Himmel zu suchen, sondern mitten in der irdischen Realität. Dort ist er als der leidende Gott, der sich am Kreuz Jesu Christi aus der Welt herausdrängen lässt.

Spricht der christliche Glaube nicht von einem siegreichen Gott, der über alle Feinde, und schließlich auch über den Tod, triumphiert? Siehe Ostersonntag? Ja, sicher. Doch ohne Karfreitag auch kein Ostersonntag. Es gibt eben auch die andere Seite Gottes. Der leidende Gott, der seine Feinde eben nicht zerschmettert, sondern der an den Krisen und der Ungerechtigkeit in der Welt mitleidet. Und gerade so neue Handlungsmöglichkeiten anbietet. Gäbe es eine wichtigere Botschaft in dieser Zeit?

Wer noch etwas weiter über den Glauben an Gott, der sich im gekreuzigten Christus zeigt, nachdenken möchte, dem empfehle ich die Predigt zum Karfreitag. Nachzuhören über die Gemeinde-Homepage (ab Karfreitag). Über Handy lässt sich dieser Link nutzen. 



Für den Ostersonntag lege ich allen Interessierten besonders unseren Ostergottesdienst an Herz und Ohr. Er wird von Mitgliedern unserer Gemeinde gestaltet, mit Musik und Gemeindeliedern zum Mitsingen, Lesungen und Gebeten, und natürlich einer Predigt. Nachhören und herunterladen lässt sich der Gottesdienst ab Sonntag genau hier. Dort lässt sich dann auch ein Blick auf die neue Osterkerze erhaschen, die mir im Moment gerade in meinem Arbeitszimmer gegenübersteht und zur Gottesdienst-Aufnahme (ausnahmsweise schon am Samstag) zum ersten Mal angezündet wird. 

Ich wünsche euch gesegnete und behütete Ostertage! 


Und zum Schluss, nicht vergessen:

Gott ist stärker. Gott ist da. Für uns.  

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Vernetzt im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Deutschland K.d.ö.R.